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Saubere Fakten: Was hat Datenjournalismus mit Umweltschutz zu tun?

von | 20.September 2024 | Allgemein, Journalismus

Heute, am 20. September, ist der World Cleanup Day.  Millionen Menschen auf der ganzen Welt säubern an diesem Tag Städte, Strände und Wälder von Müll. Ziel des Aktionstages ist es, auf das globale Problem der Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen und die Gesellschaft zu einem bewussteren Umgang mit Abfall zu motivieren. Die Medien tragen durch ihre Berichterstattung dazu bei, das Bewusstsein für Umweltprobleme zu schärfen, die Öffentlichkeit zu mobilisieren und nachhaltige Veränderungen anzustoßen.

 

Datenjournalismus und World Cleanup Day: Wie Daten unsere Umwelt verändern

Der Aktionstag ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie Datenjournalismus zur Aufklärung und Mobilisierung beitragen kann.
Datenjournalismus ist die Kunst, Daten zu visualisieren und in Geschichten zu verwandeln, die komplexe Zusammenhänge verständlich machen. Im Kontext des Umweltschutzes können solche Datenanalysen entscheidend sein, um das Ausmaß von Umweltproblemen wie Plastikverschmutzung oder die Auswirkungen des Klimawandels sichtbar zu machen. Sie bieten eine klare und unbestechliche Grundlage für Diskussionen und Maßnahmen.

Daten, die aufrütteln

Beispiel World Cleanup Day: Jedes Jahr werden Unmengen an Müll gesammelt. Diese Müllberge sind aber nicht nur das Ergebnis fleißiger Hände, sondern auch wertvolle Datenquellen. Durch die Auswertung der gesammelten Daten – welche Art von Müll in welchen Mengen an welchen Orten gefunden wird – können Journalisten aufzeigen, wo die größten Probleme liegen und welche Unternehmen oder Branchen besonders zur Vermüllung beitragen.
Solche Berichte schaffen nicht nur Bewusstsein, sondern liefern auch konkrete Argumente, um Maßnahmen wie strengere Plastikverbote oder verstärkte Recyclinginitiativen zu unterstützen. Ohne die datenjournalistische Perspektive bleiben viele dieser Themen abstrakt oder unverständlich

    Von der Analyse zur Aktion

    Datenjournalismus kann auch helfen, die Wirksamkeit von Cleanup-Aktionen zu bewerten und zu verbessern. Durch das Sammeln und Vergleichen von Daten über mehrere Jahre können Trends und Muster erkannt werden. Diese Analysen können aufzeigen, wo verstärkte Aufklärungsarbeit notwendig ist oder welche Regionen besonders von Umweltverschmutzung betroffen sind.
    Darüber hinaus können datenbasierte Visualisierungen das Engagement der Öffentlichkeit erhöhen. Interaktive Karten, Diagramme und Schaubilder, die den Fortschritt von Säuberungsaktionen in Echtzeit zeigen, motivieren zum Mitmachen und verdeutlichen die Wirkung kollektiver Anstrengungen.

    Beispiel: The Plastic Waste Makers Index

    Ein Beispiel für den Einsatz von Datenjournalismus im Umweltschutz ist das Projekt “The Plastic Waste Makers Index” der Minderoo Foundation, das in Zusammenarbeit mit der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht wurde.
    Das Projekt identifizierte die Unternehmen, die für die größte Menge an Einwegplastik verantwortlich sind. Ziel war es, die größten Produzenten von Plastikmüll transparent zu machen und ihre Verantwortung für die globale Plastikverschmutzung aufzuzeigen.

    Datenquellen und Analyse:

    Die Studie analysierte umfassende Daten von über 1.000 Unternehmen weltweit und untersuchte, wie viel Einwegplastik jedes Unternehmen produziert. Dazu wurden öffentlich zugängliche Produktionsdaten mit anderen Datenquellen wie Marktanalysen und Umweltberichten kombiniert. Neben den Unternehmen selbst wurden auch die Länder und Regionen identifiziert, in denen der größte Anteil an Plastikmüll anfällt.

    Ergebnisse und Wirkung:

    Die Ergebnisse des Plastic Waste Makers Index zeigten, dass nur 20 Unternehmen für mehr als die Hälfte des weltweiten Einwegplastikmülls verantwortlich sind. Diese Erkenntnisse wurden in Form von interaktiven Grafiken und detaillierten Berichten aufbereitet, was zu einem enormen öffentlichen und medialen Interesse führte. Das Projekt trug dazu bei, den Druck auf die Hauptverursacher der Plastikverschmutzung zu erhöhen und die Forderungen nach mehr Transparenz und Verantwortung im Umgang mit Plastikmüll zu verstärken.

    Bedeutung für den Umweltschutz

    Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Datenjournalismus Umweltprobleme sichtbar machen und konkrete Veränderungen anstoßen kann. Durch die Identifizierung der größten Verursacher wurde nicht nur das öffentliche Bewusstsein geschärft, sondern auch politische Diskussionen angestoßen, die langfristig zu strengeren Umweltauflagen und Maßnahmen zur Reduzierung von Plastikmüll führen können.
    “The Plastic Waste Makers Index” zeigt, wie Datenjournalismus dazu beitragen kann, Umweltprobleme aufzudecken und gezielt Druck auf die Akteure auszuüben, die für die Verschmutzung unserer Umwelt verantwortlich sind.

    Aber es gibt noch mehr Beispiele:

    “Viele Menschen ärgern sich über die neuen Verschlüsse von Colaflaschen oder Milchtüten. Aber: Erst gezielte Datenanalysen haben gezeigt, dass Flaschenverschlüsse einen großen Teil des Plastikmülls an Stränden ausmachen. Daten und Visualisierungen können solche Dinge sichtbar machen”, erklärt Claus Hesseling, Trainer im Seminar “Datenjournalismus”.

     

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