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TH!NK ABOUT IT #4 – Nachhaltig im Internet?!

von | 29.September 2020 | Allgemein

Google, Whatsapp, Facebook und Netflix – aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir konsumieren Apps und Browser selbstverständlich. Doch haben Sie sich schonmal gefragt, wie sich das Surfen und Streamen auf Ihren ökologischen Fußabdruck auswirkt? Ich mich bis vor einem Jahr auch nicht …

Doch warum ist unser bester Freund, das Internet, nicht nachhaltig und was können wir dagegen tun?

Zu allererst…

Das Internet ist Bestandteil der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Diese wächst und wächst. Die Gadgets (Smartphone, Tablet, Watch, Smart-Home, etc.) machen uns das Leben leichter, doch der Preis dafür ist hoch. 

Allein schon Herstellung und Transport der Technik beanspruchen viel Energie: 2% aller CO2-Emissionen weltweit entstehen durch die Informations- und Kommunikationstechnik. Das bedeutet unsere Smartphones und Laptop sind genauso „umweltfreundlich“ wie Flugzeuge. 2017 gab es allein in Deutschland wegen der IKT einen Ausstoß von 31 Millionen Tonnen CO2.

Eine Rechnung:
Eine Google-Suche dauert im Schnitt 0,2 Sekunden. Pro Suche entsteht ca. 0,01 Kilogramm CO2. Pro Sekunde gibt es über 47.000 Suchanfragen. Also entstehen pro Sekunde ca. 500 Kilogramm CO2.

Als Vergleich:
Eine Energiesparlampe verbraucht pro Stunde 6 Gramm CO2.

Doch warum hat die IKT einen so hohen CO2-Verbrauch?

Es fängt schon bei der Entstehung des Computers an. Für die Herstellung eines Rechners werden 1,5 Tonnen Rohmaterial benötigt, für ein kleines Notebook sind es 0,5 Tonnen. Und das ist nur Metall und Plastik! Insgesamt werden sogar 19 Tonnen Rohstoffe verbraucht, wenn alle Materialien eingerechnet werden: darunter 1.500 Liter Wasser, etwa 20 Kilogramm chemische Stoffe und über 200 Kilo fossiler Energieträger. Einige Rohstoffe (wie Indium und Gallium) müssen aus Afrika oder Südamerika in die Produktionsländer transportiert werden, und dort wird meist nicht mit Ökostrom oder gar fair gearbeitet…

Aber der Löwenanteil der Energie wird für die Speicherung der Datenmengen gebraucht. Serverfarmen, Clouds und Chipfabriken verbrauchen jeweils so viel Strom wie eine ganze Kleinstadt – um die 30 Megawatt. Die Kühlung für die Rechner sind Stromschlucker, und für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung werden Säle voller Batterien gebraucht. Nur damit die Informationen immer verfügbar sind.

Aber am meisten Strom wird durch uns als Endnutzer verbraucht. Um in das World Wide Web zu kommen benötigen wir Smartphones und Laptops. Aber wir haben nicht mehr nur einen Monitor, sondern gleich noch einen zweiten am Arbeitsplatz. Zwei Handys sind natürlich auch notwendig, genauso wie das Tablet zuhause. Und das ist das Problem: Die smarten Rechner werden zwar immer energieeffizienter, aber das bringt nichts, wenn es immer mehr davon gibt.

…genug geredet!

Das heißt, um nachhaltig zu sein, sollten wir als erstes unseren eigenen Stromverbrauch reduzieren – indem wir unsere Geräte ausschalten, wenn wir sie nicht nutzen. Auch der Bildschirmschoner verbraucht immer weiter Strom und wirklich wichtig ist er doch nicht. Oder? Die Einstellungen des Stand-by-Modus oder des Ruhemodus können verändert werden, dass sie früher einsetzen. Und auch eine Möglichkeit: auf Ökostrom wechseln.

Beim Kauf von Elektrowaren sollten wir uns mehr für Gebrauchtwaren und gegen unnötigen Schnickschnack entscheiden, wie z.B. die leistungsstärkste Grafikkarte. (Der Begriff unnötig richtet sich nicht an diejenigen, die die leistungsstärkste Grafikkarte für den Job brauchen.)

Weitere Tipps:

  • Wenn bekannt, direkt die URL zur Website eingeben und keine Browsersuche starten
  • keine großen Dateien per Mail versenden, sondern Downloadlinks
  • Einfach “aufräumen”: ungenutzte Accounts, Abos und Newsletter sowie alte E-Mails löschen
  • Stichwort Daten-Deduplizierung: Muss das Bild auf 3 Clouds gespeichert werden? Oder an alle 50 Kolleg:innen per Mail geschickt?
  • Fotos, Videos auf externen Speichermedien sichern (CD, DVD, externe Festplatten)
  • Nutzung von Streamingdiensten reduzieren

Alternativen zu Google gibt es schon, sogenannte „Öko-Suchmaschinen“ wie Ecosia oder Gexsi, Qwant, die ihre Kohlenstoffdioxid-Emission ausgleichen.

By the way: Google gibt selbst an durch diverse Kompensationsprogramme CO2-neutral zu sein. Wir könnten auch selber Bäume pflanzen oder Naturschutzorganisationen unterstützen und damit die eigenen Ansprüche an die IKT senken.

Doch keine Angst, es geht nicht darum, von heute auf morgen seinen gesamten Internetkonsum dermaßen einzuschränken. Alleine sich die Möglichkeiten bewusst zu machen und abzuwägen, was man/frau selber tun kann, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und der digitale Fußabdruck von uns Normalsterblichen macht nur einen kleinen Teil von unseren totalen CO2-Fußabdruck aus (siehe die unten genannte Ericsson-Studie).

Ausblicke

Die Informations- und Kommunikationstechnik wächst, damit auch der Stromverbrauch und schlussendlich die CO2-Emission. Schon jetzt belastet die IKT-Branche die Umwelt genauso stark wie der Flugverkehr. Hauptgründe sind die Speicherung der Daten und die Herstellung der mobilen Endprodukte. 

Es gibt viele Möglichkeiten, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern: Ökostrom nutzen oder verbesserte Energiespareinstellungen für den Laptop verwenden. Diverse Suchmaschinen setzen sich das Ziel CO2-neutral zu sein. Doch warum soll nur der/die Endverbraucher:in etwas unternehmen?

Laut der Ericsson-Studie von 2018 kann das Nutzen erneuerbarer Energien in der IKT-Branche, die CO2-Emissionen um 80% senken. Auch der neue Mobilfunkstandard 5G wird energieeffizienter sein (obwohl der Anstieg der Datennutzung die Stromersparnisse hemmen wird).

In Stockholm arbeitet seit Anfang 2019 ein Datacenter, das die Stadt mit Fernwärme versorget. Da wird die Server-Abwärme für das allgemeine Wohl genutzt. Das Rechenzentrum kann 10.000 Haushalte versorgen und ist damitVorreiter für nachhaltige Rechenzentren. Auch in Deutschland heizt ein Datenbunker im Eurotheum (Frankfurt am Main) ein Hochhaus mit Büroräumen und Hotelzimmern.

So könnte in Zukunft das Internet nachhaltiger werden.

Zum Nachlesen: