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Nach der Krise ist vor der Krise: Warum die Nachbereitung entscheidend ist

von | 24.Februar 2025 | Allgemein, Krisenkommunikation, PR & Kommunikation

Krisenmanagement endet nicht mit der Bewältigung der akuten Krise. Wenn sich der Sturm gelegt hat und die Krise überstanden ist, beginnt die (oft unterschätzte und gerne vergessene) Phase der Nachbereitung.
Schade, dass sie so oft vergessen wird. Denn gerade diese Phase ist wichtig, um aus Fehlern zu lernen, besser zu werden, langfristig Resilienz aufzubauen und zukünftige Krisen besser zu bewältigen oder gar zu verhindern.

„Krisenmanagement endet nicht mit der Krise – die Nachbereitung zählt.“

Unternehmen, die keine strukturierte Nachbereitung betreiben, laufen Gefahr, dieselben Fehler zu wiederholen. Eine gründliche Analyse der Krise, das Beheben der Fehler und die Optimierung der Prozesse sind wichtig, um für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein.
Die Nachbereitung ist weit mehr als nur eine Analyse des Vergangenen – sie ist eine strategische Investition in die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.

Wir wollen die Krise so schnell wie möglich hinter uns lassen, aber …

Nach einer Krise herrscht in vielen Unternehmen erst einmal Erleichterung. Es wird durchgeatmet. Die akute Bedrohung ist abgewendet, das Tagesgeschäft kehrt langsam zurück und die Verantwortlichen wollen sich endlich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und die Krise am liebsten vergessen. Das ist verständlich, birgt aber eine große Gefahr: Ohne strukturierte Nachbereitung bleiben wertvolle Erkenntnisse ungenutzt und die gleichen Fehler können sich in Zukunft wiederholen. Dank Social Media & Co. gehen Krisen oft mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit einher. Insbesondere deshalb ist eine systematische Aufarbeitung der Geschehnisse unerlässlich.

Die Krise als Lernprozess

Niemand mag Krisen. Eine Krise strengt an und deckt Schwächen auf – in Prozessen, Strukturen, Produkten oder in der Kommunikation. So negativ das erst einmal klingen mag: Gerade in der Offenlegung von Schwächen liegt eine wertvolle Quelle für Verbesserungen. Die Nachbereitung bietet die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen und sie in Stärken umzuwandeln.
Wichtig ist, dass es bei der Fehleranalyse nicht darum, Schuldige zu suchen oder Versäumnisse anzuprangern. Vielmehr steht die Frage im Mittelpunkt: Was können wir beim nächsten Mal anders und besser machen?

Ein zentraler Bestandteil dieses Lernprozesses ist die ehrliche und detaillierte Analyse der Ursachen und des Krisenverlaufs.

  • Was war der Auslöser der Krise? Warum sind die Probleme entstanden?
  • Welche Maßnahmen haben funktioniert, welche nicht?
  • Wo gab es Verzögerungen oder Missverständnisse?
  • Wie hat das Team zusammengearbeitet?
  • Welche Learnings ergeben sich für die Krisenkommunikation?

Diese Fragen sollten in einem strukturierten Prozess beantwortet werden – idealerweise unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder.
Neben der sachlichen Analyse darf vor allem eines nicht unterschätzt werden: die emotionale Verarbeitung. Eine Krise kann Stress, Ängste und Unsicherheiten hinterlassen, die nicht einfach mit einem „Weiter so“ verschwinden. Unternehmen, die dies ignorieren, riskieren langfristige Folgen wie demotivierte Mitarbeitende oder einen Vertrauensverlust in die Führung. Schaffen Sie also Raum für Austausch, Reflexion ziehen gegebenenfalls professionelle Unterstützung hinzu.

Grafik: Der Krisenmanagement-Prozess

Abbildung: Krisenmanagement-Prozess

Ein effektiver Krisenmanagement-Prozess umfasst 5 aufeinander abgestimmte Phasen:

 

  1. Prävention & Vorbereitung – Durch den Einsatz von Social Listening-Tools, ein klar definiertes Krisenhandbuch, regelmäßige Simulationen und vorbereitete Kommunikationsmaßnahmen wird das Unternehmen frühzeitig auf potenzielle Krisen vorbereitet.
  2. Identifikation & Bewertung – Eine sorgfältige Analyse von Warnsignalen, die Einschätzung der Relevanz und Schwere der Krise sowie eine schnelle interne Abstimmung ermöglichen eine gezielte Reaktion.
  3. Akute Krisenbewältigung – Eine transparente und einheitliche Kommunikation über alle Kanäle, aktives Community Management sowie eine enge Abstimmung mit internen und externen Stakeholdern helfen, die Krise effektiv zu steuern.
  4. Nachbereitung & Lernen – Die systematische Analyse der Krisenursachen, das Sammeln von Lessons Learned, die Optimierung von Prozessen und Maßnahmen zur Vertrauensbildung sichern eine kontinuierliche Verbesserung des Krisenmanagements.
  5. Neustart nach der Krise – Die gezielte Schadensbeseitigung, ein strategischer Imageaufbau, nachhaltige Maßnahmen und eine verstärkte Community-Interaktion helfen, das Unternehmen langfristig zu stärken und das Vertrauen der Stakeholder zurückzugewinnen.

Von der Analyse zur Umsetzung: – Ins Tun kommen

Eine detaillierte Krisenanalyse ist nur der erste Schritt – die eigentliche Herausforderung liegt darin, konkrete Handlungen und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Ist der Auslöser der Krise ermittelt, muss die Ursache bekämpft werden. Dies erfordert oft tiefgreifende Anpassungen – sei es durch neue Prozesse, zusätzliche Schulungen oder den Ausbau technischer und personeller Ressourcen.

Auch die Erkenntnisse aus dem der Umgang mit der Krise müssen in Maßnahmen überführt werden.

  • Wie haben Sie sich im Krisenmanagement geschlagen?
  • Was hätte besser laufen können? Welche Maßnahmen haben nicht gut funktioniert?
  • Welche Dinge würden Sie jetzt anders machen?
  • War ihr Krisenhandbuch ein praktikabler Leitfaden?

Sofern überhaupt ein Krisenhandbuch verfügbar war, sollte das bestehende Handbuch unter die Lupe genommen werden.

  • Hat etwas gefehlt? Waren alle Inhalte aktuell?
  • Blieben Fragen offen?
  • Waren die Informationen im Handbuch hilfreich und praktikabel?

Das Handbuch ist Ihr schriftlicher Notfallplan und sollte regelmäßig überprüft und an neue Erkenntnisse angepasst werden.

Kommunikation nach der Krise: Vertrauen und Reputation wieder aufbauen

Nach einer Krise einfach zur Tagesordnung überzugehen, ist in der Kommunikation keine Option. Eine Krise hinterlässt Spuren – bei Kunden, Partnern, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit. Vertrauen, das möglicherweise beschädigt wurde, lässt sich nicht durch einfaches Weitermachen wiederherstellen. Stattdessen braucht es eine durchdachte Kommunikationsstrategie, die gezielt darauf abzielt, Glaubwürdigkeit und Reputation neu aufzubauen.

Dazu bedarf es natürlich zuerst der ehrlichen Analyse der Ursachen und des entstandenen Schadens. Erst dann können entsprechende Kommunikationsstrategien entwickelt werden.
Transparenz spielt bei der Kommunikation nach der Krise eine zentrale Rolle. Kunden und Stakeholder erwarten, dass das Unternehmen Verantwortung übernimmt und offen mit den Geschehnissen umgeht. Doch es reicht nicht aus, nur die Vergangenheit aufzuarbeiten – genauso wichtig ist es, einen klaren Plan für die Zukunft zu präsentieren. Wie wird das Unternehmen sicherstellen, dass sich eine solche Krise nicht wiederholt? Welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen, um die Situation zu verbessern?

Die Kommunikation nach der Krise darf sich nicht auf Worte beschränken. Lassen Sie Taten folgen! Kunden wollen sehen, dass das Unternehmen aus der Krise gelernt hat. Dies kann durch sichtbare Veränderungen in Prozessen, Produkten, Kommunikation oder im Umgang mit Kunden signalisiert werden. Diese Maßnahmen sollten aktiv kommuniziert werden – sei es durch Pressemitteilungen, Social-Media-Kampagnen oder persönliche Anschreiben an betroffene Kunden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die emotionale Komponente der Kommunikation. Nach einer Krise müssen Unternehmen nicht nur rational überzeugen, sondern auch emotional anknüpfen. Empathie und Verständnis für die Sorgen und Bedürfnisse der Zielgruppen sind wichtig, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Authentische Geschichten – etwa von Mitarbeitern oder Kunden – können helfen, Nähe und Glaubwürdigkeit zu schaffen.

Das alles sollte aber keine kurzfristige Sache bleiben. Die Kommunikation nach einer Krise sollte langfristig angelegt sein. Vertrauen wird nicht über Nacht wiederhergestellt; es braucht Zeit und kontinuierliche Bemühungen. Regelmäßige Updates über Fortschritte bei der Umsetzung von Maßnahmen oder Erfolge bei der Krisenbewältigung können helfen, das Vertrauen Schritt für Schritt zurückzugewinnen.

Die Krise als Chance

Eine gut gemeisterte Krise kann mehr sein als nur ein überstandenes Problem – sie bieten auch die Möglichkeit zur Neupositionierung und Markenstärkung.
Gerade in der PR- und Marketingarbeit bieten sich hier spannende Ansätze: Wie können wir unsere Werte stärker kommunizieren? Welche neuen Zielgruppen könnten wir ansprechen? Und wie können wir unsere Marke emotional aufladen?
Nach einer Krise sind viele Menschen besonders empfänglich für authentische Geschichten und Botschaften. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um Ihre Marke neu zu definieren und langfristig Vertrauen aufzubauen.

Die Nachbereitung einer Krise ist kein lästiger Pflichttermin – sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil erfolgreichen Krisenmanagements. Sie ermöglicht es Unternehmen nicht nur, aus Fehlern zu lernen und ihre Resilienz zu stärken, sondern auch Chancen zu nutzen und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Wer diesen Prozess ernst nimmt und professionell gestaltet, legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg – denn eines ist sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt. Und dann sind Sie besser vorbereitet als je zuvor.

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