Berufliche Weiterbildung ist für den eigenen Erfolg am Arbeitsmarkt unerlässlich. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie wurden aus finanziellen Gründen die Möglicheiten der Weiterbildung für Arbeitnehmer:innen durch deren Unternehmen jedoch häufig eingeschränkt.
Mit dem Förderprogramm „Berufliche Weiterbildung Sachsen“ können Beschäftigte, Auszubildende und Berufsfachschüler:innen nun einen Zuschuss zu den Weiterbildungskosten von bis zu 80% beantragen.
Stefan Krug, Leiter der Abteilung Bildung bei der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB), im Interview:
Worin unterscheiden sich heutige Fachkräfte im Gegensatz zu vor 10 Jahren?
Die Gesellschaft ist im Umbruch. Wir stehen vor einem tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt. Die Digitalisierung führt immer mehr zu Disruptionen in allen Sektoren der Wirtschaft. Die fort-laufenden technologischen Entwicklungen führen zu einer automatisierten und digitalisierten Arbeitswelt bei gleichzeitig größer werdenden ökologischen Herausforderungen. Unternehmen und ihre Fachkräfte müssen dabei in der Lage sein, schnell und flexibel auf diese Anforderungen im Hinblick auf ihr Knowhow reagieren zu können. Mehr denn je wird von den heutigen Fachkräften Veränderungsbereitschaft, Flexibilität und lebenslanges Lernen erwartet.
Welche Rolle spielt dabei das kürzlich neu aufgelegte Förderprogramm „Berufliche Weiterbildung Sachsen“?
Die COVID-19-Pandemie hat zu Einschnitten auf dem Arbeitsmarkt geführt und auch die berufliche Weiterbildung erheblich beeinträchtigt. Es fehlen u. a. erforderliche Qualifikationen, um die Krisenbewältigung und den Aufschwung der Wirtschaft mit voller Kraft voranzubringen. Hier setzt das neue Förderprogramm des sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr an.
Die Förderung der individuell berufsbezogenen Weiterbildung richtet sich an Beschäftigte, Auszubildende und Berufsfachschüler, die sich beruflich weiterbilden möchten.
Da ist interessant. Wieviel Prozent der Kosten werden überhaupt gefördert?
Es werden bis zu 80 Prozent der Weiterbildungskosten durch einen Zuschuss gefördert. Das Verfahren ist einfach: Sie suchen sich eine passende Weiterbildung aus, holen Angebote von drei Anbietern ein und stellen den Förderantrag.
Ist es richtig, dass insbesondere die Bewältigung von Transformationsprozessen gefördert werden soll?
Ja. Weiterbildung ist zentral für die Bewältigung dieser Transformationsprozesse. Das Förderprogramm unterstützt bis 2023 die Teilnahme an Angeboten der beruflichen Weiterbildung, insbesondere zum Erwerb, Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen sowie von fachlichen und fachübergreifenden Kompetenzen, die für den ökologischen und strukturellen Wandel benötigt werden.
Sie sagen es, digitale Kompetenz. Was sind die Herausforderungen dabei?
Unternehmen investieren vielfach in neue Maschinen, Anlagen und Robotik, die die Prozesse teil –oder vollautomatisiert erledigen. CNC-Drehen und -Fräsen verschiedenster Werkstoffe bzw. vollständige 3D-Metall-Drucke nach den Erfordernissen der DIN sind heute schon kein Problem mehr. Sie sind in Industrie und Handwerk teilweise schon der Standard. Die Herausforderung besteht darin, die Menschen mitzunehmen. Mitarbeitende müssen ertüchtigt werden, mit all den neuen digitalen Technologien umzugehen und sie zielgerichtet einzusetzen. Und genau hier kommt das lebenslange Lernen und der Aufbau digitaler Kompetenz ins Spiel.
Wie viele finanzielle Mittel stellt der Freistaat Sachsen hierfür bereit?
Der Freistaat stellt über das sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr rund sechs Millionen Euro aus dem REACT-EU-Programm für die Förderung der beruflichen Weiterbildung bereit. Mithilfe der EU-Strukturfondsförderung wird so gezielt in kluge Köpfe und damit in Sachsens Zukunftsfähigkeit investiert.
Wo können die Anträge gestellt werden?
Das ist neu. Die Anträge können vollständig digital über das SAB Förderportal gestellt. Seit dem 15.09.2021 ist das Portal freigeschaltet und online. Sogar eine Antragstellung per e-Signatur ist schon möglich.
Im Rahmen der Initiative „Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas“ (REACT–EU Initiative Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe) stellt die Europäische Union den Mitgliedsstaaten zusätzliche Mittel zur Verfügung, um die Folgen der COVID-19-Pandemie abzumildern. Sie sollen ausschließlich zur „Unterstützung der Krisenbewältigung im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und Vorbereitung einer grünen, digitalen und stabilen Erholung der Wirtschaft beitragen“ – so das von der EU formulierte Ziel. Das Förderprogramm finden Sie hier.
Stefan Krug ist seit dem 01.07.2021 Führungskraft der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – (SAB). Er leitet dort die Abteilung Bildung und Soziales. Die Abteilung reicht im Auftrag der sächsischen Staatsministerien gemäß der Rahmenbedingungen der einzelnen Förderprogramme Zuschüsse an Privatleute, Bildungs- und Projektträger sowie weitere Einrichtungen aus. Vorher leitete Herr Krug sieben Jahre lang die Bildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer Chemnitz und war dort u.a. zuständig für die strategische Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung sowie der Infrastruktur.