Interviews und Pressekonferenzen gehören für Pressesprecherinnen und Pressesprecher zum beruflichen Alltag. Dabei kann es immer wieder zu herausfordernden Situationen wie unvorhergesehenen Fragen oder kurzfristigen Änderungen im Ablauf kommen. Doch wie meistert man solche Situationen erfolgreich?
Im Interview gibt Kommunikationsprofi und Trainerin Julia Lücke hilfreiche Einblicke in ihren Alltag und verrät, wie man sich am besten auf Presseauftritte vorbereitet, welche Herausforderungen es gibt und wie man souverän und kompetent bleibt.
Was ist bei einer Pressekonferenz Dein persönlicher Schreckmoment und wie löst Du ihn?
Mein persönliches Schreckensszenario ist, wenn ein geplanter Podiumsteilnehmer kurzfristig nicht erscheint (z.B. durch Verspätung oder kurzfristige Erkrankung). Eine Pressekonferenz folgt in der Regel einem Ablaufplan. Wer spricht zu welchen Thema in welcher Reihenfolge. Wenn dann jemand fehlt, muss die Dramaturgie kurzfristig umgestellt werden. Um mich schnell auf die neue Situation einzustellen, stelle ich mir die Fragen:
- Wer könnte die Rolle übernehmen?
- Welche neuen Schwerpunkte müssen gesetzt werden?
- Welchen Teil der Rolle kann ich übernehmen?
Wie bereitest Du Dich mental auf die Pressekonferenz oder ein Interview vor?
Das A und O ist, sich gut und ausführliche vorzubereiten! Oft herrscht der Irrglaube, wenn ich sicher im Thema stehe, dann werde ich schon die richtigen Antworten geben. Das geht auch drei oder vier Mal gut. Aber irgendwann kommt der Moment, wo doch unerwartete Fragen oder kritische Fragen kommen – und dann gerät man ins Straucheln.
Ich bereite mich gezielt vor, indem ich die Abläufe genau durchdenke, mich auf kritische Themen vorbereite, Sprachregelungen entwickle und alle Szenarien in Betracht ziehe. Ich lasse mir zuvor immer das Thema, über das gesprochen wird, nennen. Das hilft enorm, um sich entsprechend vorzubereiten.
Was sollte ein Pressesprecher ausstrahlen?
Ruhe, Aussagekraft und Zuverlässigkeit! Als Pressesprecher ist es wichtig, kompetent und bedacht zu antworten, zugleich eine klare Haltung einnehmen, die relevanten Fragen ausführlich zu beantworten, nicht auszuweichen.
Und: – sei es in schriftlichen oder mündlichen Interviews – eine schnelle Reaktion auf Medienanfragen ist unerlässlich, zeigt Kompetenz und schafft Vertrauen. Tagesmedien sollten kurzfristig, auf jeden Fall aber noch am selben Tag eine Rückmeldung erhalten – dies kann auch erstmal ein „Wir kümmern uns um Ihre Anfrage“ sein. Bei Fachmedien kann die Antwort etwas länger dauern. Wenn wirklich mal keine Zeit (oder auch keine Relevanz) vorhanden ist, sollte auch dies klar kommuniziert werden. Stellen Sie einen möglichen Termin oder ein alternatives Thema in Aussicht. Wichtig ist, immer zu reagieren. Dann haben Journalisten meiner Erfahrung nach auch Verständnis.
Wie ist Deine Erfahrung mit Medienvertretern und Journalisten?
Menschen, die wenig mit Medien arbeiten, haben großen Respekt vor Journalisten. Das ist völlig legitim, aber oft unbegründet. Journalisten machen ihre Arbeit, sie wollen Informationen und „Futter“, nichts Böses.
In meiner langjährigen Laufbahn als Kommunikatorin ist es mir bei 500 Interviews vielleicht dreimal passiert, dass ich „in die Pfanne gehauen“ wurde. Wenn man bedacht, schnell und kompetent reagiert, herrscht ein respektvoller Umgang miteinander.
Wie unterscheidet sich das schriftliche Interview vom mündlichen Interview?
Der Unterschied liegt vor allem im Zeitaufwand: Die Beantwortung eines mündlichen Interviews dauert in der Regel drei Minuten. Allerdings ist der Druck höher, da man direkt antworten muss und es zu Rückfragen kommen kann.
Die Beantwortung von schriftlichen Interviews dauert deutlich länger. Dafür bleibt mehr Zeit zum Nachdenken und Formulieren der Antwort. Außerdem kommen keine unerwarteten Rückfragen und Zwischentöne vom Journalisten. Das schriftliche Interview erscheint auf den ersten Blick daher etwas einfacher. Aber gerade wer unter Zeitdruck ist, sollte häufiger auf das mündliche Interview ausweichen. Es erleichtert vieles.
Die meisten Pressesprecher fühlen sich beim schriftlichen Interview sicherer. Im Seminar trainieren wir das mündliche Interview, um auch hier Sicherheit zu gewinnen.
Welche Fragen hörst Du am häufigsten zum Thema „Interviews und Pressekonferenzen geben“?
Die typische Frage ist: Wie kann ich auf unvorhergesehene Fragen reagieren und die richtige Antwort geben?
Mein Credo: Die sorgfältige Vorbereitung zählt. Auch wenn die Fragen anders gestellt werden als besprochen, kann man dadurch gut antworten.
Vielen Dank für dieses Interview, liebe Julia!
In diesem Interview wird deutlich, dass der Schlüssel zu erfolgreichen Presseauftritten in einer gründlichen Vorbereitung und einer ruhigen, souveränen Ausstrahlung liegt. Unvorhergesehene Situationen können durch gute Vorbereitung und klare Kommunikation gemeistert werden. Der respektvolle Umgang mit Journalisten und die Fähigkeit, auf spontane Fragen schnell und kompetent zu reagieren, runden das Bild eines professionellen Pressesprechers ab.
Noch mehr Tipps für Souveräne Interviews und den Umgang mit Pressevertretern erhalten Sie im Seminar „Pressekonferenz & Interview souverän meistern“.
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