Die Vielzahl an Marketing-Trends, die das Jahr 2019 dominieren, zeigen: Das Interesse an Inhalten, Multiplikatoren und Content Marketing ist ungebrochen. Darüber haben wir mit Carsten Bolk und Andreas Berens, den beiden Content Enthusiasten von “theUntold”, gesprochen.
Leipzig School of Media: Content Marketing ist für die Branche kein Trend mehr – für viele Unternehmen allerdings schon.
Andreas: Einer der Haupttreiber für Content Marketing war der Siegeszug der sozialen Medien. Die haben eine über Jahrzehnte komplett innovationslose Kommunikationsbranche in eine ungewisse digitale Zukunft katapultiert.
Carsten: In den USA haben die Unternehmen schon vor Jahren damit begonnen, bedeutendes Budget zunehmend in Content Marketing zu investieren. Die Erkenntnis, dass Content Marketing eine neue Chance für die Interaktion mit Kunden ist, setzt sich in Deutschland dagegen erst langsam durch. Viele meinen, sie kommen mit der alten Werbemasche noch genauso durch wie früher. Aber das ist ein teurer Fehler! Die Art und Weise, wie Menschen Inhalte konsumieren, hat sich radikal verändert.
Wenn überall von Content Marketing gesprochen wird, fragt man sich da nicht, ob denn auch alle das Gleiche unter Content Marketing verstehen
Carsten: Tun sie nicht. Heute steht auf vielem„Content“, was früher noch „PR“ oder „Werbung“ hieß. Man hat’s einfach umgelabelt. Das ist brandgefährlich – für die Kunden und für ihre Agenturen.
Andreas: Content Marketing funktioniert nur dann, wenn bei der Konzeption der Inhalte der Mensch im Mittelpunkt steht. Nicht das Produkt. Ein totaler Paradigmenwechsel. Der Schritt tut vielen richtig weh! Es geht nicht mehr nur um Aufmerksamkeit …
Carsten: … sondern Content Marketing ist auch Werbung, die sich nützlich macht!
Vermisst ihr bei dieser Diskussion das Verständnis für interessante oder nutzenstiftende Inhalte?
Carsten: Ja. Bei Content Marketing geht’s eben nicht nur um Relevanz – relevant muss Werbung auch sein – sondern der Inhalt muss für die Menschen unverzichtbar sein. Das haben leider erst wenige verstanden.
Andreas: Die wichtigste Grundregel dabei: Produziere Inhalte, die so wertvoll sind, dass Menschen dafür bezahlen. Nicht unbedingt mit Geld, sondern mit ihrer knappen Zeit, mit ihrer guten Reputation, wenn sie die Inhalte in ihrer Community teilen. Wertvoll, das heißt „voller Wert“ – und das trifft leider auf viel zu wenig Content zu!
Ihr sagt, dass es mehr denn je darum geht, kommunikative Potenziale zu realisieren, statt Kanäle zu administrieren. Investieren Unternehmen noch zu wenig Geld in Inhalte?
Carsten: Viele konzentrieren sich als erstes auf die Kanäle. „Wir wollen jetzt auch auf Facebook was machen!“ ist ein Satz, den wir so oder so ähnlich schon oft gehört haben
Andreas: … und damit stehen sie hinten am Pferd. Wir versuchen dann immer, noch einmal einen Schritt nach vorn zu gehen.
Carsten: Denn Menschen ist der Kanal relativ egal, wenn der Inhalt ihnen Freude macht, sie motiviert oder ihnen bei etwas hilft, das ihnen wichtig ist. Was das genau ist, das gilt es erst einmal herauszufinden. Dann erst stellt sich die Kanalfrage.
Andreas: Bei vielen unserer Seminarteilnehmern zündet diese Erkenntnis spätestens nach einer Stunde – und dann kommt sie, die alles entscheidende Frage: „Das macht aber viel Arbeit, wie soll ich das denn nebenher schaffen?“
Carsten: Unsere Antwort ist dann auch ein ehrliches “Gar nicht“. Content Marketing bedeutet – jetzt mal ein wenig dramatisch überzogen formuliert – Blut, Schweiß und Tränen. Guter Content braucht eine eigene Werkbank, ob die nun intern oder extern steht. Zwar kann man mit wenig Aufwand produzieren, mit dem Smartphone in der Hand. Aber ohne Budget und zusätzliche personelle Kapazitäten kann das trotzdem nicht funktionieren.
Teamaufstellung, Weiterbildung und Wissensvermittlung sind wichtige Faktoren, damit Content zum King wird. Wie gehen Unternehmen nach eurer Erfahrung damit um?
Carsten: (Lacht.) Die, die ihre Mitarbeiter hier in unseren Kurs schicken, machen einen ersten wichtigen und richtigen Schritt. Denn wir geben den Seminarbesuchern alle Instrumente sowie praktisch anwendbares Wissen mit …
Andreas: … und wir bekommen tatsächlich viele Rückmeldungen, dass sie das Thema in ihren Unternehmen ermutigt angehen wollen oder auch schon inspiriert angegangen sind.
Könnt ihr das Vorurteil bestätigen, dass Content Marketing für BtoB Kommunikation schwieriger ist als für BtoC Kommunikation?
Andreas: Nein. Es gibt immer mehr tolle Beispiele von gelungenem Content Marketing im BtoB Bereich. Zum Beispiel von der Firma „Krones“, einem Anbieter von Anlagen für die Getränkeindustrie und Nahrungsmittelhersteller. Krones betreibt zum Beispiel einen Craft Beer Blog …
Carsten: … aber warum das ein perfekt funktionierendes Content Marketing ist, verraten wir erst in unserem Content Marketing Seminar! (Beide lachen.)
Ihr selbst betreibt ein Online Magazin für Content Marketing und entwickelt mit Unternehmen kreative Lösungen für unterschiedlichste Kommunikationssituationen. Wie wurde euer Interesse an Inhalten, Multiplikatoren und Content Marketing geweckt?
Carsten: 2013 hat Andreas wohl als einer der ersten deutschen Content Marketing Enthusiasten Witterung für das Thema aufgenommen und das Online-Magazin stories4brands.de gegründet.
Andreas: Ich wollte den Trend für mich und andere erforschen. Dabei zeichnete sich ab, dass Content Marketing wirklich anders funktioniert und eine neue Denke braucht.
Carsten: Mir wurde im Agenturalltag zunehmend klarer, dass das alte Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. 2015 haben wir dann unsere gemeinsame Kreativ-Beratung „theUntold“ gegründet.
Wenn ihr daran denkt, wie sich Content Marketing in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Was hat euch bisher am meisten gefreut?
Carsten: Mich hat am meisten gefreut, als wir während unseres Seminars in der School einen Tweet geteilt bekamen, in dem ehemalige Teilnehmerinnen uns stolz die Umsetzung einer Content Idee mitteilten. Die Idee hatten wir hier während unseres Kurses in Leipzig entwickelt.
Andreas: Eine tolle Bestätigung! Wir haben uns wie zwei kleine Jungs darüber gefreut und die Nachricht auch gleich ins Seminar-Programm eingebaut. Hier zeigt sich auch der Unterschied zu anderen, konventionellen Seminaren. Wir geben nicht nur theoretisch eine Anleitung für das Content Marketing, sondern arbeiten gemeinsam mit den Seminarteilnehmern an konkreten, aktuellen Cases.
Damit wir euch nicht nur von eurer beruflichen Seite kennenlernen, verratet uns doch noch einen kleinen Spleen von euch.
Carsten: Andreas mäht gern Rasen.
Andreas: Carsten isst gerne Kekse. (Beide lachen laut.)
Vielen Dank für das nette Gespräch.
Carsten Bolk ist mehrfach ausgezeichneter Creative Director, Designer, Storyteller und Brand Strategist. Für nationale und internationale Kunden entwickelte er wirksame crossmediale Kampagnen. Seit 2015 ist er mit Andreas Berens Gesellschafter bei „theUntold“. Sein Ziel: Kreatives Storytelling für starke Marken zu entwickeln.
Andreas Berens ist Generalist aus Überzeugung und greift auf seine vielfältigen interdisziplinären und medialen Berufserfahrungen auf Agentur-, Verlags- und Medienseite zurück. Sein Ziel: Unternehmen dabei unterstützen, kreative Lösungen für unterschiedlichste Kommunikationssituationen zu entwickeln.
Content Marketing Seminar
Vom 10. bis 12. Oktober 2019 sind Carsten Bolk und Andreas Berens mit Ihrem Content Marketing Seminar wieder an der Leipzig School of Media. Gemeinsam zeigen sie den Seminarteilnehmern, wie man Marken-Inhalte entwirft, die Menschen bewegen. Und wie man mit packenden Unternehmensgeschichten eine wirksame Content-Marketing-Strategie entwickelt.