Geballte Kompetenz für regionale KMU
Ein Raum gefüllt mit methodischer und inhaltlicher Kompetenz und ich darf mittendrin sein. Die Idee zum Think Tank an der Leipzig School of Media ist schon vor fast einem Jahr aufgekommen. Und am 18. September war es nun so weit: 10 Trainer:innen haben sich auf dem Mediencampus eingefunden, um einen Tag lang zu Digitalisierung und Innovation in KMU zu arbeiten.
Interdisziplinär ist diese Gruppe definitiv. Ich begegne Menschen, die Veränderungen in Kliniken begleiten und solche, die Wissen aus Startup-Inkubatoren zurück in die regionale Wirtschaft tragen. Berater:innen, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit in Unternehmen fördern sowie Prozessgestalter:innen, die Teams im agilen Arbeiten trainieren. Unsere Teilnehmenden sind Design Thinking Coaches, Organisationsentwickler:innen oder Marketingexpert:innen. Einige der Eingeladenen kenne ich bereits, von manchen habe ich gelesen, wieder andere Gesichter sind völlig neu. Schon in den ersten Minuten der Vorstellungsrunde wird mir klar, dass ich von meinen Mitstreiter:innen viel lernen und wir mit sehr guten Ergebnissen rechnen können.
Hard Facts und Kulturveränderung
Unsere Ausgangslage ist wie folgt: Von allen Beschäftigten in Sachsen arbeiten 73 Prozent im Mittelstand. Im deutschen Durchschnitt werden 37 Prozent aller Umsätze im Mittelstand erzielt – in Sachsen waren es 2017 sogar 67 Prozent. Diese Unternehmen sind prägend für den Beschäftigungszuwachs. KMU aus der Region, auch Kleinstunternehmen und kleine Unternehmen, investieren im Bundesvergleich überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig fällt es KMU oft schwer, Kooperationen im Bereich Innovation und Forschung erfolgreich umzusetzen und Ergebnisse nachhaltig ins eigene Unternehmen zu implementieren. Neben dem wichtigen Katalysator, der Digitalisierung, muss es vor allem auch um eine Kulturveränderung gehen. Nur so können Unternehmen proaktiv Innovationen vorantreiben, neues Personal für sich gewinnen und ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln.
Beratung erlebbar machen
Unser Ziel an diesem Freitag: Wir wollen ein Format entwickeln, in dem wir unsere Beratungsexpertise für KMU erlebbar machen und vorstellen, wie wir akute Herausforderungen für die Kleinunternehmen und Mittelständler der Region lösen können. Langfristig wollen wir KMU auf ihrem Weg zur Zukunftsfähigkeit begleiten. Aktiv und nachhaltig, damit sich Unternehmen von innen heraus weiterentwickeln können. Stichworte wie „Mitarbeiterkompetenzen“, „Innovation im Tagesgeschäft“ und „Nachfolge“ fallen oft an diesem Tag.
Als Think und Do Tank geplant und beim Sächsischen Mitmachfond* eingereicht wurden, waren die weitreichenden Folgen von COVID-19 für die allermeisten von uns noch nicht abschätzbar. Nun steht ein Schildchen mit der Aufschrift „desinfiziert“ vor einem Teller mit Flaschenöffnern. Wir halten Abstand – und auch für viele unserer Kund:innen ist der fehlende Kontakt ein Kernthema dieser Tage. Digitalisierung und Innovation sind nicht erst seit der Krise wichtige Schlüsselbegriffe für KMU, auch in Sachsen. Doch gerade jetzt macht sich bemerkbar, wie wichtig und zugleich schwierig gelebte Flexibilität insbesondere für Unternehmen mit geringen Ressourcen im Arbeitsalltag ist.
Schnelle Lösungen und langfristiger Wandel
Wir sammeln Problemstellungen von Unternehmer:innen, clustern nach Themenfeldern, diskutieren Beratungsansätze. Allen Beteiligten ist klar: Beratung und Begleitung für KMU muss praxisnah und wirtschaftlich abbildbar sein. Mehrere Mitarbeiter:innen auf eine mehrtägige Fortbildung schicken oder teure Strategiepapiere in Auftrag geben? Das kann keine Lösung für die Unternehmen sein. Stattdessen wollen wir, dass unser Wissen für Interessierte anwendbar wird und sie aus vielen verschiedenen Perspektiven einer Taskforce schöpfen können. Wir wollen schnelle Lösungsansätze ebenso liefern können wie wir langfristigen Wandel in Haltung, Arbeitsprozessen und Geschäftsmodellen unterstützen möchten.
Dass die Herausforderungen von KMU so breitgefächert sind, macht unser Vorhaben komplex und umso spannender. Wo es bei den einen um eine stabile Internetverbindung und qualifizierte Fachkräfte geht, suchen andere neue Vertriebswege und Kundenansprachen oder experimentieren bereits mit selbstorganisiertem Arbeiten. Eine Blaupause für die Begleitung von KMU gibt es nicht. Stattdessen wollen wir Ökosysteme schaffen und Netzwerke zur Verfügung stellen. Wir wollen Austausch zwischen verschiedenen Unternehmen und Branchen ermöglichen und alternative Wege für den Wissenstransfer finden.
Netzwerk und echte Kooperation durch Offenheit
Unsere Ansätze sind vielfältig: Ein digitaler Marktplatz, auf dem Unternehmen Kompetenzen untereinander tauschen können? Crowdfunding für Beratungsleistungen, das durch den Zusammenschluss verschiedener KMU mit ähnlichen Herausforderungen ermöglicht wird? Kostengünstige Methoden für kollegiale Beratung, die spielerisch und zugleich ergebnisorientiert sind?
Grundlagen für die Zusammenarbeit sowohl in unserer Taskforce als auch mit potentiellen Kund:innen sind Transparenz und Offenheit. Wir finden heraus, dass uns ein ähnliches Mindset und Wertesystem vor allem auch im Trainer:innenteam sehr wichtig ist. Das gilt es zu entwickeln und zu schärfen.
Do Tank für KMU
Output unseres Tages mit der Leipzig School of Media sind neben vielen spannenden Ideen auch eine abwechslungsreiche Agenda für den Do Tank am 13. Oktober 2020. Wir laden Vertreter:innen von KMU ein, ihre Herausforderungen mit uns zu teilen und unsere Beratungsansätze zu testen. Zielgruppe sind alle, die wissen möchten, wie sie ihr Team fit für heutige und zukünftige Herausforderungen machen und die uns dabei unterstützen möchten, bedürfnisorientierte Beratung in die Tat umzusetzen. Wir freuen uns auf Unternehmer:innen, die in direkten Austausch mit uns treten möchten.
Autorin: Lisa-Marie Schöttler, Gesellschafterin der Norwin Consulting mit Schwerpunkt Personalentwicklung & Prozessmanagement
*Das Projekt „Think- & Do-Tank Digital KMU“ der Leipzig School of Media ist gefördert von den Sächsischen Mitmachfonds. Der Ideenwettbewerb Sächsische Mitmach-Fonds wurde von der Sächsischen Staatsregierung initiiert. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.